Den zweiten Teil seines Projekts beschreibt Sreeraj Gopinathan als Erlebnismelange aus einem nicht vorher bestimmbaren Ineinanderfließen von Sinnesströmungen. Das die elementaren Bedürfnisse des menschlichen Wesens aufgreifende Konzept strebt eine Sensibilisierung an. Die dominierenden mit Licht und Dunkel spielenden Raumkompositionen werden von meditativen Klangelementen umrahmt. Sie fungieren als Bühne für Performances, in denen jedes Mal neue Geschmackskreationen – Unikate aus naturbelassenen Zutaten – in Verbindung mit einer vom Künstler entwickelten umweltschonenden Zubereitungsmethode vorgestellt werden. Ziel des interdisziplinären Vorhabens ist es, das Bewusstsein anzusprechen, um dessen ursprüngliche, emotionale Verbindung zur Erde zu rekonstruieren.


Der Projektteil Elementary befindet sich derzeit in Realisierung.

TEIL II - ELEMENTARY

Erlebnisräume als Sprungbrett für das Bewusstsein

zum zweiten Teil des Projekts SAMASYA - Elementary

Beitrag von Margit Hess, 2017


Licht – in der Geschichte des Kunstschaffens ein symbolträchtiges Element. Ob es Glühwürmchen oder die Sterne sind, seit jeher üben lichtvolle Erscheinungen eine unwiderstehliche Faszination auf den Menschen aus. Ohne diese magischen Details der Schöpfung wäre unser Weltempfinden ein anderes.


Es geht nicht um die Frage, ob Licht das Zentrum unseres Universums bildet, der der Künstler Sreeraj Gopinathan im Laufe seines Schaffens nachging. Die in dieser interdisziplinären Arbeit entworfene Symphonie aus mehreren Sinnesimpulsen soll wie eine Art Zündfunke auf das Bewusstsein wirken, um das Tor zur Wiederbesinnung aufzustoßen.


Seine über das Gewohnte hinausgehenden Lichtakzente sollen von einem bewusst geschaffenen virtuellen Standpunkt aus, den Blick in erster Linie auf unseren Weltenkörper lenken. In Augenblicken einsetzender Kontemplation entfaltet sich dann die mystische Schönheit des blauen Planeten und ein annäherndes Verständnis für seine Bedürfnisse. Das KUNSTKONZEPT nutzt die Anziehungskraft des Lichts, um das auf die Oberfläche gerichtete Auge zu dem darunter Schlummernden hinzuführen.


Den Hintergrund des Vorhabens bildet die ganzheitliche Lebenssicht des Künstlers. Gopinathan definiert die Existenz an sich nicht als etwas auf unserer kognitiven Leinwand Vorstellbares, noch Zeichenbares, sondern als etwas Spürbares, zu dem zwar die Sinne Zugang haben, nicht aber das Denkvermögen. Das Dasein konstatiert er als die Summe aller Emotionen, einen durch die unvorherbestimmbare Verschmelzung der Wahrnehmungen entstehenden Fluss, der von einem Moment zum anderen seine Richtung verändert. Seine Vorstellung vom Leben umschreibt der Künstler als: "eine sich immerwährend verändernde, den Anschein von Fassbarkeit gewährende Illusion".


Die Weiterentwicklung seines vielschichtigen Projekts SAMASYA baut auf den Erhaltungstrieb unserer Art auf. Allerdings ist es hier mit dem gesamten Gefüge des Lebensbaums verknüpft. Mit dem Licht im Mittelpunkt möchte er im zweiten Teil sein Publikum einladen, sich der Suche nach dem verloren gegangen Verbindungselement anzuschließen, das uns Menschen wieder in den schöpferischen Strom einbindet.


Ein künstlich konstruierter Raum, der ein Scheinequilibrium projiziert und einen Tauchgang in ein Gefühlsuniversum offeriert. Gopinathan offenbart eine beinahe greifbare, zauberhafte Realität, die jedoch beim Berühren zerbricht. In diesem Projektabschnitt, den er als Elementary bezeichnet, spricht der Künstler vom Leben, das nicht nur lebendige Dinge einschließt. Er entwirft räumliche Erlebnisse, in denen unser rudimentäres Gespür für die in allen Molekülen der Erde glühende Lebendigkeit neu zur Entfaltung kommt.


Seine Absicht ist es, auf die Vernetztheit allen Lebens hinzuweisen, die wir wahrscheinlich nie verstehen, aber erleben können. Dieses Erleben, meint Gopinathan, ereignet sich in jedem Moment, läuft wie ein abstrakter Filmstreifen, unbemerkt im Hintergrund des Bewusstseins, das heißt, hinter unserer rationalen Welt ab. In seinen Kompositionen versucht er mit einer multidimensionalen Ausdrucksform diese Urempfindung aus dem Verborgenen hervorzulocken und an die Oberfläche zu heben.


Nachdem er im ersten Teil des Kunstprojekts eine Rückreise zu den Grundfesten unseres Daseins – der Ernährung – vornahm, thematisiert Gopinathan im zweiten Teil die Einheitsvorstellung von Mensch und Natur. Er malt hier ein rahmenloses Bild der ursprünglichen Universalität, in der der Mensch nur ein Fragment eines unvergänglich großen Rätsels bildet. Eine Betrachtung, welche in Zukunft erst wieder im kollektiven Bewusstsein unserer Spezies verankert werden muss, um das Gleichgewicht auf der Erde zurückzuerlangen.


Seine lichtintegrierte Raumkonstruktion funktioniert wie ein Katalysator, der unseren unter dem Staub der Zeit begrabenen Urerinnerungen beim Erwachen hilft. Die künstlerische Intention: beim Betrachter eine Konzentration der Sinneswahrnehmung hervorzurufen, wird unterschwellig durch ein faszinierendes Licht-Dunkel-Spiel erreicht.


Mit der zweiten Etappe verlässt der Künstler die Bühne des Internets, auf der das Projekt begonnen hat und kehrt in "reale" Räume zurück. Aus einem Flechtwerk von Disziplinen schafft er einen ungewöhnlichen Mix aus Lichtinstallation, Klang und Performance. Von dieser märchenhaften Oberfläche aus führt er sein Publikum erneut zu einer kosmischen Perspektive hin, die das menschliche Leben als ein sich mitdrehendes Rad in einer komplexen Ganzheit erfahren lässt.


Mit dem Projektteil Elementary möchte Sreeraj Gopinathan dazu beitragen, seine Mitmenschen zu sensibilisieren, sich umfassender und zukunftsorientierter mit ihrem Denken und Handeln auseinanderzusetzen. Die Botschaft, welche wir hinter seiner Lichtfassade entdecken können, lautet: Das Geheimnis irdischen Lebens, nachdem wir vergeblich suchen, hat die Erde dort verborgen, wo wir es am wenigsten vermuten in uns selbst.

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